Angkor Wat
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Angkor Wat

 

The German Angkor Imagery Project

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Angkor Wat


Angkor Wat ist das National-Emblem von Kambodscha und der Stolz des Volks der Khmer. Seine Silhouette mit den fünf Türmen – oder nur dreien aus der frontalen Perspektive – ist eine Ikone wie die Pyramiden von Gizeh oder das Taj Mahal. Das Angkor Wat ist der größte historische Tempelbau der Welt. Der zentrale Turm erhebt sich 65 m über das Bodenniveau. Ursprünglich sollen alle neun – nicht nur die zentralen fünf – großen Turmspitzen vergoldet gewesen sein. Die Plattform der Tempelpyramide misst 332 m in der Länge und 258 m in der Breite. Die Umfassungsmauer ist 1025 m lang und 800 m breit, umgeben von einem 1500 m mal 1300 m messenden Wassergraben. Angkor Wat ist nicht nur von enormen Dimensionen, es ist auch ein Meisterwerk an architektonischem Design, handwerklicher Sorgfalt und bildhauerischer Schöpferkraft.     

Suryavarman II. (1113-1150), einer der mächtigsten Khmer-Herrscher, ließ das Angkor Wat in einer Periode von nur 30 Jahren errichten. Darum muss das Angkor Wat auch als ein Meisterwerk an logistischer Organisation und Koordination von Bauarbeiten angesehen werden. Lokale Legenden erwähnen, dass das Angkor Wat nicht von menschlicher Hand geschaffen sei, sondern von Göttern oder von Götterkönig Indra selbst, der dazu auf die Erde hernieder kam. Die Konstruktion des Angkor Wat ist in der Tat ein technisches Wunder. Planung und Management, die für den Bau eines Monuments von dieser Größenordnung und Fülle an künstlerischen Details innerhalb nur einer Generation erforderlich sind – es musste fertig gestellt sein, bevor der König starb -, sind nicht das einzige Mysterium. Moderne Restaurationsmaßnahmen haben manchmal versucht, Stabilität und Dauerhaftigkeit des Gebäudes zu verbessern, aber es stellte sich heraus, dass moderne Ingenieurskunst in manchen Fällen nicht so perfekt an das tropische Klima angepasst war wie die ursprüngliche Konstruktionstechnik. Und bedenken Sie auch dies: Angkor Wat ist wörtlich auf Sand gebaut. Heute ist es streng verboten, im Raum Siem Reap hohe Bauten zu errichten, wegen der Risiken aufgrund der schlechten Bodenbeschaffenheit. Und außer dem Sand gibt es ein weiteres Problem: Regelmäßige Fluten und häufige Überflutungen füllen den Boden mit Wasser, was zu schwankenden Bodenniveaus führt. Die Auswirkungen könnten ein großes Bauwerk leicht zerstören. Folglich hatten viele ausgefeilte Details zur Stabilität der Konstruktion beizutragen, und vielleicht sind noch nicht alle davon verstanden. Aber sicherlich war die Präzision der Steinmetzarbeiten nicht nur dazu da, die Götter zu ehren, es war zwingend erforderlich für die Stabilität. Und der Wassergraben ist nicht nur ein Symbol des kosmischen Ozeans, er ist essentiell zur Regulierung der Wasserstände und der Druckverhältnisse. Angkor Wat ist nicht nur eine künstliche Insel, tatsächlich schwimmt es wie ein steinernes Schiff auf nassem Untergrund.

Angkor Wats originaler Name war Vrah Vishnuloka, manchmal latinisiert als Brah Bishnulok oder Preah Pishnulok. Es bedeutet "Heilige Vishnu-Stätte". Der imperiale Tempel Angkor Wat war Vishnu geweiht, während frühere Reichstempel Schiwa-Heiligtümer waren. Der spätere buddhistische Name „Angkor Wat“ bedeutet „Stadt-Kloster“ oder „Stadt, die ein Kloster ist“. Der zentrale Schrein beherbergte eine Goldstatue Vishnus auf Garuda reitend, sie wurde aus dem Allerheiligsten für Prozessionsfeierlichkeiten geholt. Sie ist entfernt worden, im 16. Jahrhundert wurden buddhistische Skulpturen in den Schreinen von Angkor Wat aufgestellt.

Der Grund für sie ungewöhnliche Orientierung des Angkor Wat nach Westen ist immer noch Gegenstand von kontroversen Deutungen. Angkor Wat diente sehr wahrscheinlich nicht nur als Suryavarmans Reichstempel, sondern war gleichzeitig als sein Beisetzungstempel vorgesehen. Es gibt einen weiteren Tempel aus der gleichen Periode, Wat Athvea, in den südlichen Außenbezirken von Siem Reap, der sich ebenfalls nach Westen öffnet. Es könnte darauf anspielen, dass das Herkunftsgebiet des Tempel-Bauherrn die westlichen Reichsteile waren. Eine andere Erklärung ist: Vishnu wird manchmal mit der Westrichtung in Verbindung gebracht. Oder die ungewöhnliche Ausrichtung war lediglich das Resultat einer Einfügung in bereits bestehende Straßen und Stadtmauern, denn Angkor Wat liegt in der Südostecke der ersten Stadtgründung im Raum Angkor, Yashodharapura. Doch außer dieser West-Ausrichtung, die wiederum auch nicht völlig beispiellos ist, gibt es einen noch zwingenderen Grund zur Annahme, dass Angkor Wat auch eine sepulkrale Funktion hatte. Die insgesamt 600 m langen originalen Relief-Paneele entlang der äußeren Galerien müssen gegen den Uhrzeigersinn gelesen werden. Umschreitungen von Hindu-Heiligtümern sind aber immer im Uhrzeigersinn nötig, doch in hinduistischen Bestattungsriten werden sie gegen den Uhrzeigersinn vorgenommen.  

Es ist sehr empfehlenswert, das Angkor Wat mit einem Führer zu besichtigen, zumindest ein Mal. Ansonsten könnten Sie leicht viele interessante Details übersehen: Personen und Ereignisse, die auf den fünf längsten durchgehenden antiken Steinreliefs der Welt zu sehen sind, einige weitere signifikante Episoden aus dem Ramayana-Epos, die in den zwei westlichen Ecktürmen abgebildet sind, zwei (nicht nur eine) der Apsara-Skulpturen, die beim Lächeln ihre Zähne blinken lassen, beste Beispiele für Giebelreliefs, historisch wichtige Inschriften, unvollendete Steingravuren, Restaurationen an verschiedenen Teilen des Monuments, gesponsert von verschiedenen Nationen, Spuren des Bürgerkriegs wie Einschusslöcher.

Zwei Beispiele von Kunstwerken sind besonders erwähnenswert: Mehr als 1790 Apsara-Reliefs bilden die feinsten und klassischen Beispiele für jene himmlischen Halbgöttinnen, für die die Khmer-Kunst so berühmt ist. Am Angkor Wat ist jede von ihnen individuell gestaltet. Bei jeder Skulptur sind Frisur, Krone und Schmuck jeweils einmalig. Viele von ihnen bilden kleine Gruppen, zum ersten mal in der Khmer-Kunst. Gruppen von Apsaras können zum Beispiel in den Ecken des Hofes auf der zweiten oberen Ebene gesehen werden, an den Galeriewänden dieser sogenannten zweiten Einfriedung. Die erste Einfriedung ist die Außenmauer auf der obersten Terrasse, die auch Bakan genannt wird.


Ernst Ando Sundermann


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