Krol Ko
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Krol Ko

Krol Ko ("kraol ko" ausgesprochen) ist ein moderner Khmer-Name für diesen kleinen Tempel, er bedeutet "Park von Ochsen". Weil es sich um eine kleinere Anlage handelt, wird Krol Ko selten besucht, obwohl es sich nahe dem Parkplatz für Neak Pean am Großen Rundweg befindet. Gegenüber dem Eingang und dem Fußgängersteg zu Neak Pean, nur ein wenig in Richtung Nordosten, werden Sie schnell eine Lateritmauer erkennen. Es ist die äußere Einfriedung des Tempels Krol Ko. 

Der Haupteingang von Osten ist eine einfache Öffnung. Ein mit Stufen gerahmter Wassergraben, der die innere Einfriedung umgibt, ist immer noch erkennbar. Der Haupthof ist durch diese innere Mauer umgrenzt, die 35 m zu 25 m misst. Dessen Eingang bildet ein Gopuram, nun ohne Dach. An der linken Seite gibt es ein sogenanntes Bibliotheks-Gebäude.

Das Hauptgebäude ist ein Prasat mit einer östlich anschließenden Mandapa-Halle. Seine Ornamentierung ist im Bayon-Stil, in Nischen stehen einige gut erhaltene Devatas. Devatas sind weibliche Wächtergottheiten von heiligen Stätten. Devatas tauchen häufig in den Epen der Hindus auf, aber auch in Heiligen Schriften der Buddhisten.

Hauptattraktion von Krol Ko sind einige Basreliefs von ehemaligen Giebelfeldern, sie sind am Boden rekonstruiert. Zwei von ihnen auf der rechten Seite stellen den Bodhisattva Lokesvhara dar, dem der Tempel geweiht gewesen sein mag. Er ist auf einem Lotos abgebildet. Lokeshvara "Weltenherr" ist die beliebteste südostasiatische Variante des Mahayana-buddhistischen Heilands Avalokiteshvara. Weiter am Boden verteilte Reliefs bilden den Buddha in Nischen ab.

Links sieht man Krishna, wie er den Berg Govardhana anhebt, um die Hirten und Herden vor einem Gewitter zu schützen, das von Indra geschickt wurde. Interessanterweise ist dies ein hinduistisches Motiv in einem buddhistischen Tempel.

Im Allgemeinen mag Vishnu unter Buddhisten beliebt sein, aber sein Avatar Krischna wird von ihnen üblicherweise nicht verehrt. Das Anheben des Bergs Govardhana ist ein Thema der Purana-Schriften des frühen Mittelalters, aus einer Zeit, in der in Indien der Hinduismus des Buddhismus zurückdrängen konnte. Das Govardhana-Motiv steht für die Überlegenheit Krischnas über Indra. Dies ist bemerkenswert, da es sich bei Indra um den höchsten Gott in den alten Heiligen Schriften der Inder handelt, den Veden. Im Buddhismus blieben jene vedischen Gottheiten höher geschätzt, nachdem sich die Verehrung der Hindus in den frühen Phasen des indischen Mittelalters (das zeitlich mit dem europäischen deckungsgleich ist) auf Shiva, Durga, Vishnu und Krischna verlagerte. Indra wird oft als ein Schutzherr des buddhistischen Glaubens angesehen und sogar verehrt, z.B. auf Sri Lanka. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, dass Indras Unterlegenheit gegenüber Krischna, der nur von Hindus verehrt wird, in einem buddhistischen Tempel abgebildet ist. Es deutet darauf hin, dass die Rivalitäten zwischen Brahmanismus (Hinduismus) und Buddhismus in der Kultur Angkors fehlten, wohingegen in Indien der Buddhismus von orthodoxen Hindus als häretisch betrachtet wurde, denn der Buddhismus sprach dem Kastenwesen in religiösen Fragen seine Relevanz ab. Aber das Kastensystem ist ein indisches Konzept, das nie ganz von den alten Khmer angenommen wurde und den meisten südostasiatischen Kulturen fremd blieb.  

Da Krol Ko aus der Zeit von Jayavarman VII. stammt, war es ein Mahayana-buddhistisches Kloster. Wahrscheinlich stand es mit dem nahen Neak Pean in Verbindung oder aber mit dem großen Klosterkomplex von Preah Khan.


Ernst Ando Sundermann


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