Preah Khan
home
Preah Pithu

 

The German Angkor Imagery Project

• G • A • I • P •

Preah Khan

Preah Khan is riesig, unglaublich groß. Es scheint ein endloses Labyrinth von rechtwinkligen Innenhöfen und dunklen Gängen zu sein. Außerhalb Kambodschas werden Sie keine Waldfläche dicht gepackt mit Ruinen von den Ausmaßen Preah Khans finden. Dieser Tempelkomplex ist Angkors massigster Flachtempel (alle Gebäude auf Bodenniveau, keine Pyramide). Folglich ist es sogar größer als der ähnliche Flachtempel Ta Prohm, der Angkors berühmtester "Dschungeltempel" ist. Wie im Falle Ta Prohms haben Archäologen weise entschieden, die großen Bäume nicht zu entfernen, solange das nicht unabdingbar ist für die Sicherheit der Besucher oder für den Denkmalschutz. Zugegebenermaßen gibt es weniger jener Baumriesen, die auf Preah Khans Dächern wachsen als im Gelände von Ta Prohm. Nichtsdestotrotz ist der gewaltigste steinbedeckende Baum Preah Khans von magischer Schönheit jenseits der Vorstellungskraft, ein Gedicht und ein Märchen und eine wahre Geschichte zugleich.  

Obwohl in den meisten zwei- oder dreitägigen Rundreise-Programmen enthalten (und das bedeutet: tagein, tagaus von Busladungen frequentiert) ist Preah Khan groß genug Ihnen zu erlauben, ein idyllisches Fleckchen nur für sich allein zu finden, ungestört von lärmigen Gruppen. Die Ruinen von Preah Khan werden der ideale Ort für ihre Indiana-Jones-Phantasien sein. 

Preah Khan war nicht nur ein Tempel. Es war ein buddhistisches Kloster, eine Gruppe von Schreinen für 430 Hindu-Götter, eine Mahayana-Universtität mit über 1000 Lehrern, ein landwirtschaftliches Verwaltungszentrum und eine ganze Stadt. Preah Khan bedeckte 56 Hektar und hatte 100.000 Einwohner, so viele wie die größten Städte Europas jener Zeit. Kurzzeitig war Preah Khan sogar die Hauptstadt des Khmer-Reichs, denn Ende des 12. Jahrhunderts reidierte König Jayavarman VII. hier während der Bauarbeiten an seiner künftigen noch größeren Hauptstadt Angkor Thom.  

Preah Khans originaler Sanskrit-Name war "Nagarashrijaya", was "Stadt des glorreichen Sieges" bedeutet, zum Gedenken daran, dass Jayavarman VII. die ausländischen Invasoren zurückgedrängt und den Erzfeind besiegt hatte, die Cham aus dem heutigen zentralen Vietnam."Nagara" ist das Sanskrit-Wort für "Stadt" oder "Hauptstadt", seine Khmer-Ableitung war: "Angkor". "Shri" oder "sri" bedeutet "hell" oder "leuchtend" und "heilig". Und "jaya", eine Kurzform von "vijaya", ist "Sieg". Der moderne Name "Preah Khan" (mit einem hörbaren "h" am Ende von "Preah") bedeutet "heiliges Schwert". "Preah", manchmal auch als "Prah" wiedergegeben, ist das moderne Khmer-Wort für das alte Khmer "Vrah", das "heilig" bedeutet. In angkorianischen Inschriften war "vrah" für Dinge, Personen oder Institutionen reserviert, die indischen Ursprungs waren.

1191 wurde Preah Khan dem Vater Jayavarmans VII. geweiht, die zentrale Statue war "Jayavarmeshvara" geweiht, was "Jayavarman, Herr der Welt" bedeutet. Jayavarmans Vater wurde als Personifikation des universalen Bodhisattvas des Mitleids und der fürsorglichen Liebe verehrt, Avalokiteshvara, während der fünf Jahre ältere Tempel Ta Prohm seiner Mutter als Prajanaparamita geweiht war, der weiblichen Verkörperung der vollkommenen Weisheit. Fürsorgliche Liebe und Weisheit sind die beiden bipolar interpretierten zentralen Begriffe in den Heilslehren des Mahayana-Buddhismus, den Jayavarman VII. als den den neuen Staatskult des Khmer-Reichs einführte, übrigens ohne den früheren Hindu-Glauben zu underdrücken: Tempel für Vishnu im Westen und Schiwa im Norden, die sich an den zentralen Avalokiteshvara-Schrein anschließen, sind von Beginn an in den Grundrissplan von Preah Khan integriert.

Anstelle einer längeren Diskussion der Architektur und der Kunstwerke von Preah Khan finden Sie hier nur eine lange Liste besonderer Sehenswürdigkeiten dieser Stätte und einige Anmerkungen.

Genau in der Mitte Preah Khans, wo einst die Avalokiteshvara-Statue stand, befindet sich nun ein Stupa aus dem 16. Jahrhundert.

Das Innere des zentralen Heilgtums ebenso wie die Wände der inneren Einfriedung sind überzogen mit Löchern. Sie dienten zur Befestigung von Bronzeplatten, die die Wände bedeckten. 1500 Tonnen Brpnze sollen in Preah Khan verwendet worden sein. 

Einige Buddhareliefs im zentralen Korridor wurden derb mit Bodhisattvas überzogen und mit einer Lotusblume und sogar einem Lingam.

Wie im Falle der meisten Monumente Jayavarmans VII sind viele weitere Buddhabildnisse Opfer der späteren Hindu-Renaissance unter Jayavarman VII. geworden. Darum sind so viele Figuren ohne Kopf. Aber ein stehender Buddha ist intakt und in situ.

Die erste (innere) Einfriedung ist durch eine kreuzförmige Gallerie in in vier Höfe unterteilt, jeder fast vollständig ausgefüllt durch spätere unregelmäßige angeordnete Bauten. Die Innehöfe im Nordwesten und Südwesten haben zentrale Pfeiler mit einem Zapfen auf der Spitze, einem Symbol unbekannter Bedeutung. Die Gebäude dieser beiden Höfe sind reich dekoriert mit Blätter-Mustern und Voluten und Reihen von Asketen in einer Sitzhaltung mit gekreuzten Beinen

Das Osttor der ersten Einfriegung ist eines der wenigen Goüurams in Angor mit Innendekorationen, Friesen mit gefügelten Frauen, Kinnaris genannt, und männlichen Garudas sind an den Ecken des Gesimses. Buddhas an den Säulen wurden in der Zeit der Hindu-Restauration in Asketen umgewandelt.

Zwischen der ersten Einfriedungsmauer (62 m zu 55 m) und der zweiten Einfriedungsmauer (85 m zu 55 m) befindet sich an der Ostseite eine Reihe weiterer Hinzufügungen, die den Zutritt verhindern und etwas von der Original-Dekoration verdecken.
 
Der Südflügel von Preah Khan ist eingestürzt und nicht zugänglich. Der angrenzende Nebentempel hinter der zweiten Einfriedung ist eine Hofanlage, die un restauriert wird (2013). Er war den verstorbenen Khmer-Königen geweiht. Seine Umgebung ist fast mit Sicherheit ohne Besucher, hier können Sie den Geräuschen des Dschungels lauschen, wenn Sie zum unrestaurierten Südtor gehen.    

Die dritte Einfriedungsmauer misst 200 zu 175 Meter. Ihre westliches Gopuram, das zu dem westlichen Nebentempel für Vishnu führt, hat viele Giebelreliefs, dargestellt sind ein Brettspiel, Krishna den berg Govardhana hebend, Schiwa den Liebesgott Kama verbrennend, die Schlacht von Lanka, Rama und Ravana, letztere leicht erkennbar an seinen zehn Köpfen und zwanzig Armen. Die massigen Wächter Dvarapalas haben keine Köpfe mehr.

In einem Hof des nördlichen Nebentempels für Schiwa gibt es das beste Beispiel für ein Giebelrelief, das Vishnu auf der Schlange Ananta liegend darstellt, und nach Osten die Hindu Dreiheit von Vishnu, Schiwa und Brahma. Darüber hinaus gibt es ein Relief mit dem tanzenden Schiva in diesem nördlichen Nebentempel. Ein ungewöhnlicher Bezug auf Schiwa im Innenraum des Schreins sind zwei Füße auf einem Sockel.

Die Halle der Tänzer im Osten des Kerntempels hat wundervolle Reliefs von Gruppen tanzender Apsaras. Übrigens waren der berühmten Preah Khan Inschrift zufolge 1000 Tänzer im Preah Khan Tempel beschäftigt.

Unmittelbar nördlich der Halle der Tänzer gibt es einen der ungewöhnlichsten und geheimnisvollsten Bauten. Es ist eine zweigeschossige Struktur, die einzige in Angkor. Außerdem ist es das einzige Beispiel für ein großes Gebäude in Angkor mit Rundsäulen. Es wird für den Ort gehalten, an dem das "Heilge Schwert" ("Preah Khan") verwahrt wurde.

Östlich der Halle der Tänzer liegt das Ost-Gopuram der dritten Einfriedung. Es ist der südliche Flügel dieses Gopurams, der jenes bewundere Paar von Bäumen trägt, einer tot, einer lebendig, mit ihren Wurzeln das Gebäude gleichzeitig aufbrechend wie auch tragend, indem sie ein Teil der Säulen der Gallerie wurden. Ein brüllender Löwe vor den Treppen der Gallerie bewacht diese unglaubliche Szene der Verschmelzung von Holz und Stein, Symbol der Kraft des Lebens, in Wahrheit nur auf Zeit, aber lang genug, um als ein Moment der Ewigkeit zu erscheinen, ein Wahrzeichen Angkors.

Auf halbem Wege entlang des Pfads, der von der dritten Einfassung zu dem äußeren Tor führt, gibt es ein Bauwerk an der linken Seite, das für ein Vahnigriha gehalten wird, ein "Feuer-Haus", heute auch Dharmasala genannt "Halle der Lehre". Vahnigrihas aren eine Art Poststationen entlang den Hauptstraßen des Reichs.

Die äußere Lateritmauer von Preah Khan (vierte Einfriedung) trägt 72 Garudas in Abständen von 50 m von einander. Sie sind 5 hoch, an den Ecken soga noch höher. Vishnus mythischer Sonnenadler hält Nagas in seinen Klauen. Übrigens deutet eine vierte Einfriedung anstatt der üblichen drei darauf hin, dass die äußeren Mauern einem zweiten Zweck dienten. Sie waren auch Stadtmauern.

Die Zugangs-Prachtstraßen vor den Eingängen im Osten und Westen werden von Reihen reich dekorierter Pfeiler flankiert. Jeder Eingang hatte einen Damm über den Wassergraben mit Naga-Balustraden, kleiner aber ähnlich wie an jenen des späteren Angkor Thom, ein weiterer Hnweis darauf, dass das städtische Element hier gewichtiger war als an anderen Tempeln Angkors.

Es gibt so viele verschiedene Teile von Preah Khan, dass Sie zu jeder Tageszeit etwas finden werden, was gerade im besten Sonnenlicht erscheint. Die beste Zeit für ein Foto jenes enigmatischen Baumpaars, das das Dach des Osttors umklammert, ist zwischen 10.00 und 11.00 Uhr. Der 


Ernst Ando Sundermann


• G • A • I • P •